Freitag, 21. Juli 2023

Baustellenanalyse

Überraschenderweise geht es hier nicht um eine bunte Aneinanderreihung von Schimpftiraden über den Zustand deutscher Autobahnen, sondern um die Gebiete an mir, bei denen ich noch Handlungsbedarf sehe, respektive an denen ich aktuell bereits arbeite.

Baustellen in der Gelegenheit sind ja immer individuell und werden sicherlich auch so betrachtet, denn wenn ich hier jetzt die Bereiche aufzähle, an denen ich arbeiten möchte, wird das bei der/die/das Lesende ein bunter Strauß von Reaktionen darauf resultieren. Von „ach, deine Probleme hätte ich gern“ über „aiaiai, da solltest du aber wirklich dringend nachbessern“ bis hin zu „fühl‘ ich jetzt überhaupt nicht“ ist da mit größter Wahrscheinlichkeit alles dabei.

Die größten Baustellen können bei mir in folgende Punkte unterteilt werden:

Beweglichkeit: Ich bin, so denke ich manchmal, der Stahlträger in einer Welt von Gummiwürmern. Gut, dass mag übertrieben sein, aber während meine liebe Frau sich quasi übertrieben dargestellt mit den Beinen hinterm Ohr kratzen kann, komme ich z.b. aus dem Stehen bei durchgestreckten Beinen niemals mit den Händen auf den Boden. Ich scheine in dieser Position entweder magischerweise 3m groß zu werden oder an Tyrannosaurusrexitis (meine Arme werden winzig klein). Jedenfalls komme ich ungefähr bis zu dem Rand der Socken, danach sagt irgendetwas im hinteren Teil meiner Wade „gut Meister, wir sind bei voller Länge angekommen“. Ich mache dafür allerlei Übungen und das täglich, ich bilde mir auch ein, schon sicher 5mm weiter gekommen zu sein, aber ja, für was Hänschen sich nicht bereit war, krumm zu machen, muss sich jetzt der olle Hans quasi selbst geißeln. Aber ja, selbst Schuld!

Gleiches Bild übrigens bei der Yoga-Übung „Herabschauender Hund“, die man bei mir in „herabschauender Körperklaus“, „Mutant on tour“, „Du lieber Gott, was versucht ES denn da?!“ oder „hat er Schmerzen? Kann jemand einen Sanitäter rufen?“ umbennen könnte. Die Beine können einfach nicht gerade bleiben und so hat es wohl, ich habe es Gott sei Dank selbst noch nicht mit Ansehen müssen, etwas von einem sehr ungelenkigen Frosch, der sich an der Übung versucht. Übung macht den Meister, aber ich weiß echt nicht, wie lange ich hier schon am machen bin. Ich könnte damit in einer Freakshow auftreten…

 

Kraft in den Armen: Während ich die Beine in Sachen Stärke eigentlich für ziemlich gut erachte und ich beispielsweise kein Problem habe, 100 Kniebeugen zu schaffen (was nicht heißen soll, dass ich die Tage danach nicht urkomisch Treppen heruntersteige) aber gerade so Übungen wie Liegestützen laufen unter der Kategorie „Katastrophe“. Es ist mir aktuell ein Rätsel, wie es Leute schaffen da über 20 Stück in sauberer Ausführung hinzubekommen. Tragen, kein Problem, Ziehen auch nicht (beides vergleichsweise, dass es immer Leute gibt die stärker sind als man selbst ist ja nun keine wirkliche Überraschung), aber bei Liegestützen fühlt es sich an, als wäre ich auf einmal fünfmal so schwer. Gut, bei The Movement Athlete, also der App, mit der ich aktuell trainiere, gibt es da Übungen, bei denen es auch um Ausdauer geht, z.b. eine Position bei einem Liegestütz für eine gewisse Zeit zu halten. Das geht tierisch in die Muskeln und vielleicht, vielleicht besteht hier ja noch Hoffnung.

 

Ernährung: Das Gebiet finde ich schwierig, weil man hier auf so viel „Wissen“ im Internet trifft, was in 9,5/10 Fällen mit irgendwelchen Kaufempfehlungen daher geht. Kauf dir Proteinpulver, du brauchst nur diese Pillen, ein Schluck hier von und du bist schlank, etc etc. Es nervt und für mich wirkt es auch so, als seien viele der sogenannten Studien in der Richtung, ich sag mal kräftig subventioniert. Bei Arte gibt es z.b. eine tolle Doku zum Thema Zucker, die sehr sehr sehenswert ist. Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, kann ich hier nur sagen.

Ich kann, möchte und werde hier keine Tipps geben, außer den: Findet es für euch selbst heraus. In den letzten Jahren habe ich viele Sachen ausprobiert, low carb, schlank im Schlaf (wobei das ja quasi auch eher Richtung low carb geht), vegane Ernährung, tonnenweise Proteinshakes, dies das Ananas. Für mich hilft es aktuell nur, alles halbwegs säuberlich zu tracken (halbwegs, weil ich nicht wirklich alles zu 100% abmesse), um ein Gefühl zu haben, was jetzt noch „erlaubt“ ist und was nicht. Allerdings muss ich da auch vorsichtig machen. Heute z.B. habe ich bisher knapp 1900kcal zu mir genommen. Laut Yazio könnte ich, da ich heute endlich mal wieder die 10000 Schritte geschafft habe, noch 700 kcal zu mir nehmen. Aus Erfahrung weiß ich aber, nö, dem ist nicht so.

Ich habe zwischenzeitlich mal versucht wirklich die Kalorienanzahl zu mir zu nehmen, die mir angeraten wurde, aber das hat mein Gewicht nur in Richtung Dreistelligkeit gedrückt und das lag nicht an schweren Muskeln oder so. Also mache ich es jetzt so, dass ich esse, wenn ich hungrig bin und versuche, zwischen den Mahlzeiten immer etwa 4h Stunden Pause zu halten. Ich hatte mal gelesen, der Darm braucht das, ob das stimmt, keine Ahnung, ich kann nur sagen, dass ich damit ganz gut fahre. Ansonsten ist das Ziel nur, über 100gr Protein zu mir zu nehmen, den Zucker pro Tag unter 50gr zu halten und auch beim Fett nicht zu übertreiben. An die Kohlenhydrate, die mir laut der App „zustehen“ komme ich aktuell nur selten ran.

Jedenfalls stehe ich jetzt, Stand heute Morgen, bei 87kg, 2kg vom Wunschgewicht entfernt und frage mich, ob ich denn alles so richtig mache, was das Thema Ernährung betrifft. Aber klar, fragt man 15 Leute erhält man 20 Antworten. Und letztlich geht es mir auch nicht darum, auszusehen wie Arnie oder so. Einfach ein Stück mehr Definition und gerne auch mehr Kraft, um gewisse Übungen zu schaffen, die ich gern können würde. Aber ich frage mich trotzdem, ob es Leute gibt, die über eine Blut-/DNA-Analyse feststellen können, was so die optimale Ernährung für einen wäre. So quasi, ok, Chris, du bist ein Typ du solltest pro Tag im Idealfall so und so viele Kalorien zu dir nehmen, am besten 250gr Kohlenhydrate, 100gr Protein und 75gr Fett, nur um das jetzt zu veranschaulichen. Es gibt wohl Leute, die so etwas können und genauso viele, die das für Humbug halten. Nun, wer hat Recht? Ich habe keine Ahnung und hätte da gern eine objektive Meinung eines Experten, der nicht irgendwelche Zuschüsse von Nestle, Danone oder wem auch immer bekommt.

Klar ist, ich ernähre mich jetzt auch nicht super gesund, ich trinke zuckerfreie Energyplörren, ich esse Fleisch, aber ich esse auch recht viel Gemüse. Obst dahingegen eher recht selten, genauso wie Alkohol. Soll heißen, ich bin da jetzt nicht der Schutzheilige der Matjesverkäufer, der da den Lehrhammer schwingen möchte. Macht, was sich richtig für euch anfühlt. So habe ich z.B. Nudeln fast komplett aus meinem Leben gestrichen, nicht weil ich sie nicht mag, aber weil ich sie nicht so gut vertrage. Es herrscht dann immer ein Hauch von Pest.. ach ihr wisst schon…

Von was ich auf jeden Fall den Finger lasse, sind irgendwelchen Nahrungsergänzungsgeschichten mit Hype oder irgendwelche Mittelchen, um „geboostet“ oder mit „krassem Fokus“ im Training zu sein. Letzteres habe ich einmal ausprobiert und das war wirklich nicht schön. Ich weiß nicht was es war, aber es fühlt sich auf eine ganz komische Art überdreht an. Zwecks Verdauungsförderung nehme ich halt was und das war es dann auch schon.

Ansonsten nutze ich auch nichts, außer halt Sonnenmilch und ein biologisches Insektenschutzmittel für den Sport außen, weil ich ansonsten, sobald ich schwitze, wie das Süßwaren-All-you-Can-Eat-Buffet im Kindergarten bin, ohne dass da Erwachsene aufpassen und die Stechvieher sind die Kinder. Ihr könnt es euch vorstellen..

Aber ich bin glaube ich etwas vom Thema abgekommen. Um Baustellen ging es und die habe ich euch eigentlich so weit genannt. Ich arbeite natürlich an allen und es ist auch nicht so, dass ich meinen Körper dafür „hasse“ das er ist, wie er ist, schließlich ist er die Summe aus dem, was ich als Genmix erhalten habe, sowie dem was ich die letzten fast 37,5 Jahre damit veranstaltet habe. Das Süppchen schmeckt vielleicht nicht immer, aber ich muss es eben auslöffeln und es ist jetzt nicht so, dass ich es mir nicht danken würde. Z.B. habe ich seit Kindertagen mit einer Rückenverkrümmung zu tun und immer mal wieder Probleme im unteren Rücken. Aber seitdem ich vermehrt trainiere, sind die Probleme nahezu weg. Gleiches gilt für mein „Belastungsasthma“, was ich haben soll. Naja gut, wenn man halt jahrzehntelang wenig gemacht hat, ist halt Kondition ein Fremdwort.

Soll nicht heißen, dass es diese Probleme alle nicht gibt oder dass man sie mit Sport alle aus der Welt zaubern könnte, aber für mich ist Sport – ich hätte nie gedacht, dass ich das irgendwann einmal sagen würde – eine Art Heilmittel geworden. Es macht Spaß, ich kriege den Kopf frei und wenn ich schon auf der Arbeit nur meinen Hintern breit sitze, brauche ich das nicht auf der Couch den restlichen Tag fortzusetzen. Wenn ihr da anderer Meinung seid, ist das völlig legitim, wie gesagt, wenn mir das vor Jahren mal jemand gesagt hätte, dass ich einmal so „ticke“, ich hätte der Person den Vogel gezeigt.

Ansonsten hoffe ich, dass ich gerade hinsichtlich der Liegestütze und des „Herabschauenden Hundes“ in nächster Zeit dann doch Fortschritte mache und vielleicht im nächsten Beitrag in dieser Richtung von anderen Baustellen berichte kann.

Worum es im nächsten Blogbeitrag gehen wird, weiß ich bisher noch nicht. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, so könnt ihr die gerne äußern.

Lieben Dank für die Aufmerksamkeit

Chris

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